Normaler Weise machte es mir nichts aus, so früh aufzustehen. Ein Morgenmuffel oder Langschläfer war ich nicht gerade. Aber irgendetwas hatte mich letzte Nacht so lange wach gehalten, dass ich lange nach den Volljährigen endlich meinen Schlaf fand. Ich hatte wohl zu lange nachgedacht. Worüber? - Ich habe keine Ahnung.
In letzter Zeit habe ich immer wieder das Gefühl der Unwohligkeit im Nacken sitzen. Festgekrallt, in meine Haut, von meinen Haaren überdeckt, sodass es niemand sah. Nur ich war die, die immer wieder von ihm geweckt werde und so lange wach liege, bis es selbst einschlafen muss. Vielleicht hatte ich ja darüber gegrübelt, gestern Nacht? Wer weiß...
Es könnte natürlich auch sein, dass ich so merkwürdig drauf war, dass jetzt noch jemand anderes in meinem Zimmer wohnte. Davor war ich allein gewesen und jetzt spukte noch diese Catori in meinen Gedanken herum. Eine Todeselfe.
Allein der Name ließ die Haare in meinem Nacken kerzengerade, wie elektrisiert, zu Berge schießen. Ich mochte solche Elfen noch nie. Ich hatte schon immer für die Liebe, Natur und Sowas geschwärmt. Und nun würde ein wunderschönes, marronenbraunes Mädchen immer wieder diese wunderschönen Gedanken, Gefühle und Jenes wegpusten. Tot. Um genauzusein kannte ich sie ja kaum. Aber es störte mich einfach. Vielleicht war sie ja nett. Aber für mich war sie doch anders. Kalt. Und Herzlos.
Dass sie eine Todeselfe ist, sollte mich eigentlich nicht stören, aber wie das nunmal war, konnte ich sie eben nicht leiden und hatte auch nicht vor das irgendwann zu tun. Egal was ich für eine herzenswarme Elfe war. Todeselfen raubten auch den letzten Funken Gutmütigkeit aus mir.
Doch als der Wecker heute Morgen klingelte, war ich so müde, als hätte ich Tagelang nicht geschlafen.
Ich fuhr hoch aus meinem wunderschönen, warmen großen Bett und rieb mir verschlafen die Augen. Wer hätte gedacht, dass ich die Sonne mal dafür verfluchen würde, dass sie aufgegangen war? Heute hätte ich es getan, aber selbst dafür war ich zu müde. Gähnend schob ich die dicke Daunendecke ans Bettende, schwang die Beine aus dem Bett und schlüpfte schnell in meine kuscheligen Hausschuhe, die ich jeden Abend neben meinem Bett platzierte, damit ich morgens immer wieder die schönen Puschen an meinen Füßen spürte. Das Zimmer war hell erleuchtet., das Bett neben mir leer. Catori, die Neue, war anscheinend schon beim Frühstück. So langsam wie es eine Schnecke nicht hätte sein können, stand ich auf und bewegte mich blinzelnd, geblendet von dieser betörenden Helligkeit, auf das angrenzende Badezimmer zu, wo ich einen Schreck bekam, als ich es betrat. Unter meinen Meeres-Grün-Blauen Augen, zeichneten sich dunkle Augenringe ab, die mich so aussehen ließen, als wär ich ein Penner oder so. Oh, man vergib mir: Obdachloser. Ich fuhr mir mit der kalten hand übers das Gesicht und atmete ersteinmal tief durch. So konnte das doch nicht mehr weiter gehen.
Mit drei Schritten hatte ich das Waschbecken erreicht, über das ich mich beugte und das laufende Wasser über meine Augen wischte. Es tat gut, das kalte Nass auf der Haut zu spüren und sich ein wenig aufgefrischter zu fühlen. Mit einem Blick auf die Uhr, die sich auf dem Waschtisch befand, riss ich die Augen weit auf. Nein! Das kann nicht sein! So spät schon? 7:30 Uhr. Noch 15 Minuten, dann konnte ich mir mein Frühstück abschminken. Allerdings sollte ich mich erstmal beschminken, damit nicht auch noch die Anderen von meinem Anblick erschraken. Schnell holte ich meinen Abdeckstift aus dem Schminktäschchen, dass ich immer in der Schublade des Waschtisches verstaute, und übertuschte damit meine dunklen Lider. Schon besser, stellte ich fest, als ich mich betrachtete. Schnell bürstete ich meine langen Haare und tuschte mir noch die Wimpern, sodass ich nicht ganz so verschlafen wirkte. Zurück im Schläfzimmer, riss ich den Schrank auf und suchte mir so bequeme Sachen wie möglich raus; Slip und BH, meine Lieblings Jogginghose und ein Top plus eine braune Strickjacke. Mein Bett hätte man als Kleiderladen bezeichnen können, so flogen die Sachen nur herum. Mit einem Ruck zog ich mein Schlaf-T-Shirt und meine gestreiften Boxer Shorts aus und meine Unterwäsche und die anderen Sachen an. Schnell alles im Schrank verstaut, huschte ich an die Zimmertür, schlüpfte in meine Ballerinas und machte mich in einem schnelleren Tempo auf, zum Essensaal.
tbc: Essenssaal